Das Dreieck-Zellensegment-Wasserrad (DZW)

Innovationspreis 2005  

Welt der Wunder und RTL II vergibt zusammen mit Volkswagen Nutzfahrzeuge einen Innovationspreis an Menschen, Firmen oder Organisationen, deren Visionen und Schaffen beispielhaft für die Innovationskraft Deutschlands sind – und andere beflügeln können. Aufgefordert wurden deutsche Unternehmen, Erfinder, Tüftler, aber auch Wissenschaftler und Ingenieure ihre Ideen einzureichen.

 
Das Thema 2005 lautete „Alternative Energie - Umwelt und Technologie“
 

Der von Herrn Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jensen und Herrn Dipl.-Ing. Jörg Wieland (Fachbereich 10 Bauingenieurwesen - Forschungsinstitut Wasser und Umwelt - Wasserbau & Hydromechanik) und Prof. Dr.-Ing. J. M. Pacas und Dr.-Ing. Martin Schultz (Fachbereich 12 Elektrotechnik und Informatik - Leistungselektronik und Elektrische Antriebe) eingereichte Vorschlag:

„Kleinstkraftwerke - Wasserräder mit Energiewandlern im Baukastenprinzip“

wurde von der Jury von 180 Vorschlägen in der Kategorie „Profis“ mit dem 2. Platz ausgezeichnet!

Beschreibung

Die Randbedingungen eines Wasserrades für den Einsatz in Entwicklungsländern sind die Verwendung kostengünstiger Materialien, eine robuste Konstruktion, einfache Herstellung, leichter Transport, einfache, schnelle Montage und unkomplizierter Austausch eventuell beschädigter Teile.

Als Lösungsansatz kommt ein Wasserrad infrage, welches sich in einzelne Segmente zerlegen und einfach transportieren lässt. Die Einzelteile müssen relativ leicht sein, um auch in unwegsamem Gelände durch Muskelkraft über größere Distanzen getragen werden zu können. Diese Vorgaben erfüllt das  dargestellte gespeichte Dreieck-Zellensegment-Wasserrad (DZW).

Die Bilder zeigen den Prototypen eines voll funktionstüchtigen Kleinstkraftwerkes Wasserrad mit Energiewandler

Das an der Forschungsstelle Wasserwirtschaft und Umwelt (fwu) entwickelte Dreieck-Zellensegment-Wasserad (DZW) wurde speziell für die manuelle Produktion und den manuellen Auf- bzw. Zusammenbau in ländlichen Gebieten (z.B. Entwicklungsländer) konzipiert. Allerdings ermöglicht die Konstruktionsweise auch die maschinelle Großserienfertigung. Der Hauptvorteil des DZW ist in der geringen Zahl der unterschiedlichen Bauteile, die mit einfachsten Mittel in kleinen Werkstätten auch in Entwicklungsländern hergestellt werden können, zu sehen. Neuartig ist dabei, dass beim DZW die gesamte Tragkonstruktion nur aus den Dreieckzellen (siehe Abbildung 3) und Zugspeichen (siehe Abbildung 4) besteht (ähnlich einem Fahrlaufrad). Die gesamte Konstruktion kann mit sehr geringem Kostenaufwand hergestellt werden. Die Montage erfolgt ausschließlich mit lösbaren Verbindungsmitteln (Schrauben und Schraubenmuttern). Die gewonnene Energie kann durch einen Riementrieb direkt zum Antrieb verschiedener Maschinen (Mühlen, Ölpressen, Sägen, Hämmern, Webstühlen etc.) genutzt werden, oder das Rad treibt einen Generator an mit dessen Hilfe elektrische Energie für den universellen Einsatz erzeugt wird.

Wesentliches Merkmal des DZW ist, dass es ohne besonderen technischen Aufwand, größtenteils mit einfachen Werkzeugen in kleinen Werkstätten (z.B. Schlosserei, Blechverarbeitungsbetrieb) im Entwicklungsland hergestellt werden kann. Die Speichung korrigiert Ungenauigkeiten im Herstellungsprozess (siehe Abbildung 5) und erleichtert die Montage des Rades. Der Aufbau der Zellen ist mit Hilfe der „Tafel zur Bemessung von Dreieckzellen“, einem Bleistift und einem speziellen Lineal in wenigen Arbeitsschritten möglich. Damit sind alle notwendigen Angaben wie Durchmesser, Schluckweite, Schluckvolumen, usw. hinreichend genau bekannt. Die leichte Konstruktion ist kostengünstig, da Material im Einkauf nach Masse bezahlt wird. Das Wasserrad selbst wiegt nur etwa 400 kg. Die Zellenform reduziert den Verschnitt auf ein Minimum und gewährleistet eine wirtschaftliche Materialausnutzung. Die Verwendung handelsüblichen Materials mit Standardabmessungen vereinfacht die Beschaffung in Entwicklungsländern. Ein Riemenantrieb nimmt das Drehmoment auf, wodurch die Kraft durch Umspannen verschiedenen Maschinen zugewiesen werden kann. Im Bedarfsfall kann die Kraft auf einen Generator übertragen werden und Strom erzeugen. So wird eine größere Flexibilität am Einsatzort erreicht und die Kosten durch ein kleineres Getriebe am Generator vermindert. Die Schraubenverbindungen reduzieren den Werkzeugaufwand am Bestimmungsort, da keine Schweißgeräte erforderlich sind. Sie vereinfachen die Reparatur und den Austausch beschädigter Teile.

Für das Aufstellen des Wasserrades sind nur zwei Arbeiter erforderlich; Hebewerkzeuge sind nicht notwendig. Sind mehrere Zellen montiert, wirken sie als Gegengewicht und tragen zur einfacheren Montage der restlichen Zellen bei. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad der Einzelteile wird die Montagezeit verkürzt. Das Baukastenprinzip bietet die Möglichkeit der „Fließbandproduktion“. Gleiche, einfache Arbeitsschritte erfordern nur eine kurze Anlernphase der Arbeiter. Der Transport kann von Tieren oder Menschen sogar an schwer zugängliche Orte erfolgen, da die Gewichte der Einzelteile etwa 30 kg i.d.R. nicht übersteigen. Das schwerste Einzelteil ist der Stirnradgetriebegenerator, je nach Leistung bis zu 70 kg. Übersteigt die Wassermenge am Bestimmungsort das Fassungsvermögen des Rades, kann ein zweites Rad seitlich angeschraubt werden. Es muss dann eine stärkere Welle gewählt werden. Das DZW ist nahezu beliebig erweiterbar.

Das DZW besteht aus mehreren vorgefertigten Einzelteilen, die vor Ort montiert werden können. Die einzelnen Bestandteile sind Zellen aus Blech, Speichen aus Stabstahl, 2 PKW-Felgen als Innenringe, Stahlwelle mit Scheiben zur Aufnahme der Felgen, Winkelstahl, Muttern, Hutmuttern, Unterlegscheiben, Schrauben, Ring aus Winkelstahl als Lauffläche für den Treibriemen.

 

Weitere Informationen:

Projektbeschreibung zum eingereichten Vorschlag 
PDF

Kurzfilm mit voll funktionfähigem Prototyp (352x288, 5268 KB) 

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